Die Heimat des Axolotl
Woher stammt der Axolotl?
Die Herkunft des Axolotl ist ursprünglich ein Seensystem (Xochimilco-See), nahe der mexikanischen Hauptstadt Mexiko-Stadt. Ausschließlich hier ist dieser Molch freilebend zu finden. Leider gehören Sichtungen wildlebender Axolotl in unserer Zeit eher zu einer seltenen Beobachtung im ursprünglichen Axolotl Habitat. Dieses Gewässer bietet ihm aufgrund der starken Wasserverunreinigungen leider keine Heimat mehr, der Axolotl ist unmittelbar vom Aussterben bedroht. Sichtungen freilebender Axolotl sind eine große Ausnahme, bzw. sind sie kaum noch im eigentlichen Habitat zu entdecken.
© Frank Ambrock
Der Xochimilco See ( Die schwimmenden Gärten )
An den Wochenenden und Feiertagen flüchten die Hauptstadtbewohner, die sogenannten Capitalinos, aus ihrer, von Trubel und Lärm dominierten Stadt. Hier nehmen sie sich die Zeit, gemeinsam mit der Familie und Freunden, auf bunt geschmückten und bemalten Booten, den sogenannten Trajineras, durch die weit verzweigten Kanäle zu gondeln. Diese Kanäle maßen ursprünglich über 1.000 Km Länge und wurden noch bis ins vergangene Jahrhundert mit Dampfschiffen bis in die Innenstadt befahren. Heute weisen sie nur noch eine Länge von über 180 Kilometer auf und gleichen noch immer einem Labyrinth. Sie stellen die Reste der damaligen fünf Seen dar, welche einst zusammen ein Binnenmeer bildeten. Der Grundwasserspiegel sinkt unablässig, was eine zusätzliche Gefahr für dieses Gewässer darstellt. Der Xochimilco See wurde 1987 durch die Unesco zum Weltkulturerbe erklärt und steht seit dem unter besonderem Schutz. Damit die Kanäle nicht weiter verlanden, werden sie regelmäßig ausgebaggert. Xochimilco bedeutet so viel wie „Blumenfeld“, was aufgrund der hohen Dichte an Gärtnereien, Gemüse- und Blumenfeldern noch heute nachvollziehbar ist.
Der Xochimilco See, die Heimat des Axolotl. © Frank Ambrock
Berichten zufolge lebten schon 7000 vor Christus Menschen an den Ufern dieser Seen. Erst viel später namen die Azteken das Land in Besitz. Der Überlieferung zufolge hatten sie von ihrem Gott Huitzilopochtli den Auftrag erhalten, an der Stelle eine Stadt zu gründen, an welcher sie einen Adler fänden, der auf einem Kaktus sitzend eine Schlange verspeiste. Der Sage nach fanden sie den Adler auf einer kleinen Insel, in Mitten der 5 großen Seen. Adler, Schlange und Kaktus bilden deshalb noch heute das Zentralmotiv der mexikanischen Flagge.
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Die Skulptur zur Darstellung der Szene zur Stadtgründung ist heute in unmittelbarer Nähe des sogenannten Zócalo (Platz der Verfassung) mit der Kathedrale von Mexiko-Stadt, dem Nationalpalast und den Stadtregierungsgebäuden zu bestaunen. Nach und nach gewannen die Azteken zusätzliche Landteile hinzu, da die schnell wachsende Bevölkerung zusätzlichen Lebens- und Bewirtschaftungsraum benötigten. Dieser Landgewinn erfolgte nach der originellen Anbaumethode der sogenannten Chinamperos. Flöße aus Korbgeflecht wurden mit fruchtbarem Schlamm und Wasserpflanzen bedeckt und die Wurzeln wuchsen dann allmählich auf dem Seegrund fest. Aufgrund dessen bildeten sich auf diese Weise im Laufe der Zeit natürliche neue Inseln. Diese besondere Schlammdüngung und die ständige Bewässerung ermöglichte nebenbei auch eine ganzjährige Ernte. Noch heute nennt man die Leute von Xochimilco Chinamperos, benannt nach der originellen Anbaumethode ihrer Vorfahren. Der besondere Untergrund wird den Gebäuden zum Teil zum Verhängnis. Aus diesem Grund gehören Hochhäuser in dieser Stadt eher der Ausnahme an.
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Auch die große Kathedrale von Mexiko Stadt versinkt, wie viele weitere Gebäude immer weiter auf dem weichen Untergrund. Sie wurde 1573 auf dem Fundament eines ehemaligen Aztekentempels gegründet. Dieses Fundament bildete ursprünglich eine Anhöhe, welche über Treppenstufen hinauf in die Kirche führten. Heute ist sie hingegen so weit abgesunken, dass Treppenstufen nun umgekehrt herab in die Kathedrale führen. Aufgrund der Bodenabsenkung wurde die Kathedrale in den 1990er Jahren mit Hilfe eines Tunnelnetzwerks unter der Kathedrale stabilisiert, um ein weiteres Absinken zu verzögern.
Die Herkunft des Axolotl:
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Der Xochimilco-See und sein weit verzweigtes Kanalsystem sind noch heute ein Magnet für Ausflüge aller Art. Besondere Anlässe wie Hochzeits-, Kommunions-, Konfirmations- oder auch Geburtstagsfeierlichkeiten werden gerne in geselliger Gemeinschaft auf den bunt geschmückt und bemalten Xochimilco Gondeln begangen.
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Musiker, Maler, Händler und Köche bieten den Erholungssuchenden ihre Dienste an. Wer mag, bucht sich den Koch oder die Musiker noch während des Ausfluges hinzu.
Ist man sich einig, werden die Boote einfach miteinander verbunden und somit die gemeinsame Reise fortgesetzt. Händler von Obst, Gemüse oder Kleingebäck fahren mit ihren Booten durch die Kanäle und erfragen ein mögliches Interesse an ihren Waren. Ist man sich handelseinig, reichen sie die Ware vom eigenen, in das Boot des Kunden.
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Ist hingegen ein Koch als Begleiter der Reise gewünscht,wird das Begleitboot einfach angebunden und die Fahrt gemeinsam begangen.
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Schmuckhändler beispielsweise legen mit ihren Booten an einer Seite an und springen bei Interesse mitsamt ihrer Ware an Bord. Jetzt kann die Ware in den hübschen Schatullen ohne Zeitdruck präsentiert werden. Die Preise sämtlicher Waren ist auf die einheimische Kundschaft abgestimmt, daher wirken die Angebote auf europäische Kunden in der Regel sehr günstig.
Insel der Puppen – eine tragische Geschichte
Inmitten des Xochimilco Sees kann man eine kleine Insel entdecken, auf welcher alte und teilweise sehr schäbige Puppen an den Bäumen und Zäunen hängen. Manche sind verstümmelt oder mit verrenkten Gliedern versehen. Das ist die Isla de las Muñecas, welche eine sehr unschöne Geschichte besitzt.
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Sie war die Insel eines Eremiten namens Don Julian. Hier wohnte er in seiner kleinen Hütte, baute Gemüse an, fischte und jagte. Die Insel verließ er nur sehr selten und lebte von der Öffentlichkeit isoliert.
In den 1950er Jahren kenterte eine Trajinera mit 20 Mädchen, von denen zwei ertranken. Nach einer Woche lag eine angeschwämmte Leiche am Ufer der Insel. Seit diesem Tag fand er angetriebene Puppen, welche von den verunglückten Mädchen stammten und fühle sich von nun ab beobachtet. Vor allem nach Sonnenuntergang empfand er, vom Geist des verstorbenen Mädchens beobachtet zu werden. Daher entschied sich Don Julian, die Puppen aufzuhängen, um sich der Beobachtung zu entziehen. Der Geist verschwand und immer mehr Besucher entdeckten die Insel mit den aufgehängten Puppen und hängten ebenfalls weitere hinzu. Seit dem Tod don Julians wurde die Insel für den Publikumsverkehr geschlossen.
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Der Xochimilko See gilt nicht nur als Herkunft des Axolotl, sondern wird, wie bereits beschrieben, als beliebtes Ausflugsziel für Familien- und Gesellschaftsfeierlichkeiten der Bewohner von Mexiko Stadt genutzt. Als touristische Attraktion wird dieses Ziel seltener bereist und besitzt über die Grenzen Mexikos hinaus keinen sehr hohen Bekanntheitsgrad.
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Nicht nur an den Ufern des Sees herrscht ein buntes Treiben gleich eines Jahrmarktes. Auch auf den Kanälen wird der Platz an den Wochenenden und Feiertagen, aufgrund der hohen Dichte an Trajineras stark beengt.
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Dieses Gewässer ist aber auch die Heimat des Axolotl, einem versteckt auf dem Grund des Wassers lebenden Querzahnmolches. Einhergehend mit der touristischen Nutzung und der weiteren Verstädterung dieses Areals, gerät der Axolotl immer mehr in Bedrängnis.
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Nun laufen wir nicht Gefahr, den Axolotl vor dem Aussterben bedroht zu sehen, da sich die Wissenschaft wegen seiner Eigenarten im großen Umfang um dessen Vermehrung bemüht. Daher werden sie an Universitäten und Hochschulen gezüchtet und intensiv Forschung an ihnen betrieben. Auch in privaten Haushalten erfreuen sie sich, aufgrund ihrer interessanten Erscheinung, einer immer größeren Beliebtheit.
© Ina Rückert
Dennoch ist die freilebende endemische Wildpopulation in seiner natürlichen Heimat, dem Xochimilco See, vom Aussterben bedroht. Wegen des Rückganges der Wildpopulation ist es auch in Mexiko mittlerweile untersagt, den bis zu 40 cm groß werdenden Axolotl zu fischen. Leider gilt der Axolotl unter Feinschmeckern als Delikatesse, weshalb ihm das Überleben im natürlichen Habitat zusätzlich erschwert wird.
Verirrten sich beim Fischen in den Netzen der Fischer vor einigen Jahren noch rund 20 Axolotl, so sind diese Fänge heute eine große Ausnahme. Schon diese Tatsache dokumentiert die Notwendigkeit, den Axolotl im natürlichen Habitat besonders zu schützen. Mexikanische Umweltschützer wie der Biologe Esteban Prado, Koordinator eines Projektes zur Rettung des Axolotl, haben auf einer Insel zwischen den Kanälen eine Forschungsstation errichtet. Prado gründete auch die Organisation Umbral Axochiatl , welche sich unter anderem mit der Aufzucht von Axolotl beschäftigt. Ziel von Prado ist es auch, das Umweltbewusstsein der Bauern und Fischer positiv zu beeinflussen. Bisher sorgen sie für eine immer stärkere Verunreinigung im Xochimilco See, diese Tendenz ist nach wie vor ungebrochen. Außerdem werden Axolotl trotz Fangverbot noch immer zum Verzehr aus ihrer natürlichen Umgebung entnommen. Daher sollen sie also auch lernen, den Axolotl für den Verzehr selbst zu züchten und so nicht auf die natürlichen Bestände zurückzugreifen.
© Frank Ambrock